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25.04.2024 | Lieferkettenmanagement | Fragen + Antworten | Online-Artikel

Digitale Tools und Kollaboration machen Lieferketten nachhaltig

4 Min. Lesedauer

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verfasst von: Martin Stillger, Vorstandsvorsitzender der Thyssenkrupp Materials Services GmbH

Das EU-Parlament hat das Lieferkettengesetz beschlossen. Nachhaltigkeit in das Supply Chain Management zu integrieren, ist anspruchsvoll, aber alternativlos. Wie  Unternehmen umweltbezogene Pflichten als Chance nutzen.

Warum werden Lieferketten aktuell so intensiv diskutiert? 

Auf der einen Seite haben wir es mit geopolitischen Spannungen zu tun, die enorme Risiken für den weltweiten Handel mit sich bringen. Hinzu kommen die Einführung und Umsetzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes sowie des Supply Chain Acts der Europäischen Union, die Lieferketten zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen machen. Das hat auch mit einem Bewusstseinswandel zu tun: Lange Zeit galt Effizienz als höchste, teilweise ausschließliche, Maxime der Wirtschaft. Wichtiger als die Herkunft einer Bestellung und die Länge des Lieferweges war der Preis. Das war wenig nachhaltig. Und angesichts der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Lage und der neuen Bedeutung des Risikomanagements ist es auch ökonomisch nicht mehr sinnvoll. 

Doch für viele Unternehmen ist es oft schwierig, ihre Lieferketten lückenlos zurückzuverfolgen, etwa für Händler und Dienstleister in Branchen mit komplexen Lieferketten wie der Automobil- und Luftfahrtindustrie. Ein besseres Risikomanagement ist die treibende Kraft, um Lieferketten zu digitalisieren. Unternehmen benötigen Tools, die ihnen nicht nur Transparenz in der Lieferkette liefern, um nachhaltig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Es geht auch darum, Lieferketten flexibel zu gestalten, um besser vorbereitet zu sein, wenn Disruptionen auftreten. 

Wie sehen transparente Lieferketten aus und wie trägt Transparenz zu Nachhaltigkeit bei? 

In der Idealvorstellung wissen Unternehmen alles über ihre Lieferketten - von tier 1 bis tier n. Das hatte bis vor kurzer Zeit wenig mit der Realität zu tun. Denn um echte Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen, müssen alle Unternehmensbereiche laufend und in Echtzeit Daten miteinander teilen, die zentral im Lieferkettenmanagement konsolidiert und analysiert werden. Und damit nicht genug: Es braucht diese Daten auch von allen Zulieferern sowie deren Dienstleistern und Zulieferer in Echtzeit. Daten aus unterschiedlichsten Quellen müssen zu jeder Zeit in adäquater Qualität vorhanden sein. 

Neben der Bereitschaft, die Daten teilen zu wollen, braucht es zudem die richtigen digitalen Technologien, um der Komplexität des Lieferkettenmanagements gerecht zu werden. Werden sie sinnvoll eingesetzt, können Lösungen für das digitale Lieferkettenmanagement für mehr Transparenz sorgen und damit die Grundvoraussetzung für Maßnahmen schaffen. Ein konkretes Beispiel, wie Transparenz Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit befähigt: Die Co2e-Emissionen berechnen zu können. Nur so lassen sich die die Emissionen nachverfolgen, die ein Produkt über die gesamte Lieferkette verursacht - from "cradle to gate". Erst dieses Wissen ermöglicht es, Maßnahmen zur Emissionsreduktion einzuleiten.

Wie gestaltet sich ein optimales digitales Supply Chain Management?

In der Welt des Lieferkettenmanagements zählt jede Minute. Effiziente Planung und Vorhersagbarkeit sind die Eckpfeiler eines reibungslosen Ablaufs. Jede Abweichung vom festgelegten Zeitplan kann zu kostspieligen Verzögerungen oder zu unnötiger Verschwendung führen und damit sowohl die Effizienz als auch die Nachhaltigkeit untergraben.

Man stelle sich ein Szenario vor, in dem ein Unternehmen verspätet feststellt, dass ein Güterzug seine geplante Route nicht befahren kann. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: Das Unternehmen muss schnell einen alternativen Transport organisieren. Es gilt, nicht nur verfügbare Lkw, sondern auch qualifizierte Fachkräfte für deren Betrieb zu finden. Und das ist nur der erste Schritt in einer komplexen logistischen Herausforderung. Im Vergleich zu einem gesperrten Seeweg ist dies jedoch noch eine kleine Herausforderung, wie viele Unternehmen bei der Havarie der Ever Given im Suezkanal 2021 festgestellt haben. 

Um diesen Unwägbarkeiten zu begegnen und einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, setzen viele Unternehmen auf digitale Lösungen wie auf Künstlicher Intelligenz basierende Software, die den Bedarf voraussagen kann. Indem sie eine Fülle zusätzlicher sowie externer Daten in ihre Analysen einbeziehen, können diese KI-gesteuerten Tools Absatzprognosen ausgeben. In unserem Beispiel bedeutet dies, dass Unternehmen mit hoher Genauigkeit verlässliche Prognosen aufstellen und dementsprechend ihre Prozesse steuern. Auch Control-Tower-Lösungen helfen bei der Steuerung von Lieferketten. Diese bieten einen Überblick über die gesamte Lieferkette aus der Vogelperspektive und überwachen den Status und den Standort der anstehenden Aufträge in Echtzeit.  

Um Materialströme nachhaltiger zu managen, braucht es also in erster Linie digitale Tools?

Digitalisierung ist entscheidend, genügt aber allein nicht. Auch Kollaboration spielt eine wichtige Rolle. Erfolgreiches Supply Chain Management basiert auf Zusammenarbeit. Digitale Lösungen leben vom gegenseitigen Zugriff auf relevante Daten zwischen Unternehmen, was für Nachhaltigkeit unabdingbar ist. Wenn Unternehmen Nachhaltigkeit zu ihrem Grundprinzip machen, wird sich auch das Verständnis durchsetzen, dass der vertrauensvolle Austausch von Daten, Best Practices und Innovationen ein Schlüssel zum Erfolg ist.

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