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23.09.2022 | Lieferkettenmanagement | Gastbeitrag | Online-Artikel

Supply-Chain-Risiken proaktiv aufspüren

verfasst von: Robert Leonhardt

3 Min. Lesedauer

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Die Sanktionen gegen Russland haben deutsche Industrieunternehmen kalt erwischt. Erneut brach ihre Wertschöpfungskette zusammen. Dabei gibt es relativ einfach zu realisierende Möglichkeiten, wie sich Unternehmen krisenfester aufstellen können.

Risiken rund um die Supply Chain sind schon seit vielen Jahren ein Dauerthema in produktionsorientierten Unternehmen. Aus einem von der Zurich Insurance Group unterstützten "Supply Chain Resilience Report" ging bereits 2015 klar hervor, dass ineffektives Lieferkettenmanagement zu gravierenden Betriebsunterbrechungen und hohen finanziellen Kosten führt. 

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Resiliente Lieferketten in der VUCA-Welt

Supply Chain Management für Corona, Brexit & Co.

Krisen beschäftigen Supply Chain Manager immer wieder. Doch Komplexität und Ausmaß haben sich durch Corona, Brexit oder Klimawandel spürbar erhöht. Flexibilität und Agilität sind ebenso gefragt wie Widerstandsfähigkeit und Stabilität.

Fast jedes zehnte Unternehmen kannte seine wichtigsten Lieferanten nicht und kann diese somit nicht effektiv verwalten - bereits damals ein klarer Weckruf an die Wirtschaft. Spätestens mit der Corona-Pandemie wäre es an der Zeit gewesen, ein echtes proaktives Risiko- und Krisenmanagement zu implementieren, die Transparenz in der Wertschöpfungskette zu erhöhen und die gesamte Supply Chain strategisch zu überdenken, um zukunftssichere Maßnahmen abzuleiten. Doch die jetzige Krise zeigt erneut, dass bislang zu wenig gelernt wurde, die eigene Supply Chain in vorausschauende Bahnen zu lenken.

Proaktives Risikomanagement im New Normal

Trotz etlicher Mahnungen hat Risikoprävention bei vielen Managern nach wie vor keine Priorität – es herrscht weiterhin ein massiver Mangel an Transparenz. Immer noch existieren in vielen Unternehmen und Organisationen Insellösungen und starre Siloarchitekturen, abteilungsübergreifende Lösungen sind Mangelware. Neben einer hohen Abhängigkeit von einzelnen Akteuren fehlt das Wissen um mögliche Engpässe und die nötige Flexibilität – selbst heute existieren zahlreiche Informationen nur auf dem Papier oder bestenfalls in Exceltabellen. Die Sichtbarkeit der Lieferkette endet in vielen Unternehmen beim Hauptlieferanten. Ein proaktives Supply Chain Risk Management fehlt komplett. 

Risikobewertung Supply Chain mit Analysetools

Eine Ursache dafür ist zum Beispiel die High-Level-Sicht der Führungsetage auf die Bestände. Sie überlässt den Abteilungen die Entscheidungen, ohne selbst Kenntnis von Krisenpuffern und des Risikos eines Lieferketteabrisses zu haben. So geht das Management von ausreichend Bestand aus, ohne hierfür die Mix-Güte und weitere Details wie Bestandsreichweiten oder Lagerort zu kennen. Dadurch kann nicht rechtzeitig adäquat auf exogene Schocks reagiert werden.

Das Problem ließe sich vergleichsweise einfach mit entsprechenden Analysetools beheben, die die Supply Chain nach Risiken durchsuchen und rechtzeitig vor zu geringen oder falschen Beständen und möglichen Engpässen warnen. Doch die relativ simplen zu handhabenden und meist kostengünstigen Tools stoßen beim Management, aber auch bei verantwortlichen Mitarbeitern oft auf Ablehnung. 

Dabei würde gerade hier ein strukturierter Prozess und die damit verbundene präventive Risikobewertung zu einer resilienten und transparenten Supply Chain führen. In der heutigen VUCA-Welt (Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity) ein maßgeblicher Faktor, um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu sein.

Doch die besten Tools helfen nur, wenn das Management sein Mindset anpasst und aktiv wird. Eine zukunftsorientierte Führungsebene muss im New Normal agil sein, Visionen entwickeln und diese mit Leben füllen. Um das zu erreichen und die rein operative Sichtweise zu verändern, sind strategische Visionäre gefragt.

Lieferkettengesetz erhöht Druck

Spätestens mit Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes (LkSG) am 1. Januar 2023, das Unternehmen zu einer nachhaltigen und sozialverträglichen Transformation ihrer Lieferketten verpflichtet, müssen die Verantwortlichen aktiv werden. Im Jahr 2023 gilt das Gesetz zunächst nur für Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten, ab 2024 auch für Firmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern – an einem Entwurf für Unternehmen ab 500 Mitarbeitern arbeitet die EU-Kommission aktuell. 

Die Umsetzung dieser Pflichten ist mit massiven Herausforderungen verbunden. Spätestens dann müssen die Transparenz über die Produktherkunft erhöht und klare Standards in Einkaufs- und Managementprozesse eingebunden werden. Durch die Regulatorik wird die Entscheiderebene ein proaktives Supply Chain Risk Management einführen müssen. Damit steigt auch die Hoffnung, dass künftig krisenbedingte unvorhergesehene Schocks in der Wertschöpfungskette endlich der Vergangenheit angehören. 

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